Uganda: „Wir haben das Recht, Gewalt an Frauen zu melden”

2014 flieht Janet Katumbusa (40) mit ihren drei Kindern aus der Demokratischen Republik Kongo nach Uganda. Als Flüchtling erlebt sie dort viel Gewalt. „Wir wurden in unserem Haus angegriffen und mein Mann wurde getötet, während ich sexuelle Gewalt erlebt habe”, erinnert sich Janet. In der Flüchtlingsunterkunft wollten sich viele Frauen nicht zu dem dramatischen Vorfall äußern. Die meisten von ihnen waren alleinerziehende Mütter oder selber Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt.
Als Janet auf CARE-Mitarbeiter:innen traf, die über Gewalt gegen Frauen aufklärten, war das ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sprach man im Kongo über das Thema, folgten Diskriminierung oder der Ausschluss aus der Gemeinde. „In CARE-Schulungen haben wir gelernt, dass wir das Recht haben, Gewalt an Frauen zu melden”, erzählt Janet.
Im Oktober 2019 beschließt Janet eine Spargruppe für Frauen in ihrer Gemeinde zu gründen, damit sie gemeinsam sparen und kleine Unternehmen gründen können. Janet finanziert mit dem Geld die Schule und Kleidung ihrer Kinder. Auch die anderen Frauen profitieren von der Spargruppe. Sie läuft so gut, dass sie schließlich eingeladen wird, sich einem globalen CARE-Programm anzuschließen. Dieses möchte die Beteiligung von krisenbetroffenen Frauen an regionalen Entscheidungsprozessen erhöhen.


Zunächst war die Gruppe skeptisch, da es im Kongo ein Tabu war, als Frau vor Männern zu sprechen. Doch Janet und ihre Gruppe wollten diese sozialen Normen in Frage stellen. „Aus Angst, dass meine Meinung nicht respektiert werden würde, sagte ich bei Versammlungen zunächst nichts. Als wir uns schließlich trauten, haben die anderen Leute begonnen zu klatschten. Die Gemeinde akzeptierte unsere Meinung”, freut sich Janet.
Während Janet früher auf die Hilfe anderer angewiesen war, lebt sie nun ein selbstbestimmtes Leben und erhebt ihre Stimme gegen Unterdrückung. Die Gruppe unterstützt etwa andere Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt dabei, Vorfälle zu melden und Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen. „Wenn in der Vergangenheit eine Frau über sexuelle Gewalt sprach, sagten wir ihr, sie solle schweigen. Aber jetzt wissen sie, dass sie es melden müssen”, erzählt Janet. Als Nächstes möchten Janet und die anderen Frauen in der Gemeinde einen Kindergarten bauen. Janet will außerdem für ein Amt im Flüchtlingsrat kandidieren.
Fotos: Ekinu Robert/CARE