Kenia: „Jeder muss sein Ziel kennen und leben können”

Unter seinen Mitstudierenden galt Evans Njoro (49) als der Inbegriff des Erfolgs. Gleich nach seinem Abschluss begann er eine Karriere als Buchhalter bei einer multinationalen Buchhaltungsfirma. Der Job hat zwar seine Rechnungen bezahlt, erfüllend war er aber nicht. Erst als Evans beschloss, im Unternehmen freiwillig an einem Programm für junge Führungskräfte teilzunehmen, fand er seine Berufung. „Da stand ich nun vor den Schülerinnen und Schülern meiner alten Schule und fühlte mich endlich lebendig. Die anschließende Frage, warum ich nicht Lehrer geworden bin, hat mich wachgerüttelt.”
Der Wirtschaftsprüfer mit einem Abschluss in Pädagogik wurde zwei Jahre später zum Direktor einer gemeinnützigen Bildungsorganisation. Diese vermittelt jungen Menschen wichtige Fähigkeiten für den Einstieg ins Berufsleben oder die Gründung eines eigenen Unternehmens. Auch Evans lernte viel und gründete schließlich sein eigenes Sozialunternehmen: Futures Infinite.

Futures Infinite arbeitet mit Schulen zusammen, um Lernprogramme umzusetzen, die Fähigkeiten im Bereich Unternehmertum vermitteln. Als CARE und Ashoka im Jahr 2021 die zweite Runde ihres Visionary Programms starteten, um Sozialunternehmen in der Region zu stärken, ergriff Evans die Chance und nahm teil. „Das Visionary Programm brachte mich mit Gleichgesinnten zusammen, die ich sonst nicht getroffen hätte. Es verschaffte mir Klarheit über mein Ziel, das volle Potenzial der afrikanischen Jugend erreichen zu wollen”, erzählt er.
Das Visionary Programm, das von der Austrian Development Agency (ADA) unterstützt wurde, sollte (angehenden) Sozialunternehmen dabei helfen, voneinander zu lernen und sich auszutauschen. Die Teilnehmenden stammten aus Kenia, Uganda und Tansania. Nach Abschluss des Programms leitet Evans weiterhin sein eigenes Sozialunternehmen Futures Infinite. Zusätzlich arbeitet er hauptberuflich als Landesdirektor einer gemeinnützigen Organisation mit dem Ziel, die Kreativität und Innovationskraft junger Menschen zu fördern.
„Es ist nicht mein eigenes soziales Unternehmen, aber es erfüllt mich”, sagt Evans. „Jeder muss sein Ziel kennen, es artikulieren, schriftlich festhalten und dann leben können.”
Text und Fotos: Zenab Bagha