Rohingya-Krise: Trauer um verlorene Angehörige

Bereits 2018 habe ich das Flüchtlingslager der Rohingya besucht, die Bilder von damals begleiten mich bis heute. Das Lager war heillos überfüllt, täglich sind neue Geflohene eingetroffen, die Lebensumstände waren verheerend. Bangladesch, das am dichtesten besiedelte Land der Welt, hat mit zahlreichen eigenen Problemen sowie den massiven Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen. Der Umgang mit den geflohenen Rohingya ist hier eine weitere Herausforderung.  

Die Rohingya sind eine Volksgruppe, die in Myanmar an der Grenze zu Bangladesch gelebt hat und aufgrund ihrer muslimischen Religion von der buddhistischen Mehrheitsgesellschaft lange diskriminiert wurde. Es folgte eine gewaltvolle Vertreibung, die im August 2017 mit einem Exodus der Überlebenden nach Bangladesch endete. Mittlerweile lebt fast eine Million Menschen auf dem Staatsgebiet von Bangladesch in der Nähe des Küstenortes Cox‘s Bazar.

CARE leistet den Geflohenen seit Beginn dieser humanitären Katastrophe im August 2017 Nothilfe. Die Überlebenden der systematischen Vertreibungen, die völlig erschöpft die Grenze meist nur mit dem, was sie am Leib trugen, überquert haben, berichteten Schreckliches. Nie werde ich die Schilderung einer jungen Mutter vergessen, deren beide Kleinkinder vor ihren Augen in einem Fluss ertränkt wurden. Man hat mir unzählige grauenvolle Vorfälle berichtet. Es gibt kaum jemanden, der während der Verfolgung kein Familienmitglied verloren hat. In Myanmar wurden die Dörfer der Rohingya systematisch abgebrannt. Wer nicht schnell genug war, wurde schwer verletzt, zahllose Rohingya wurden ermordet.

In Bangladesch leben sie nun in dem größten Flüchtlingslager der Welt. Manche sind auf einer der zahlreichen einsamen Inseln gestrandet. Ich empfinde die Lage als sehr bedrückend. Der Wunsch nach einer internationalen Lösung dauert seit fünf Jahren an. Doch eine sichere Rückkehr nach Myanmar ist ebenso unwahrscheinlich wie eine nachhaltige Akzeptanz im Gastland, das auf internationale Hilfe setzt und wartet.

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2022_BGD_Cox_Bazar_Rohingya_Arbeiter

Die Nothilfe in „vergessenen Krisen“ ist CARE Österreich ein großes Anliegen. Wir verstehen es als wichtigen Teil unserer Arbeit, Menschen in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen. Dabei liegt unser besonderes Augenmerk auf der Stärkung von Frauen und Kindern, die unter den harten Lebensbedingungen in einem Flüchtlingslager leiden.

Ich konnte mich davon überzeugen, dass sich im Rohingya Camp in den letzten Jahren einiges getan hat. Die Infrastruktur hat sich deutlich verbessert, Wege wurden gesichert und mit Solarlampen ausgestattet. Trinkwasser steht an vielen Brunnen zur Verfügung, Nutz- und Regenwasser wird gesammelt und die Trennung und Entsorgung von Müll funktioniert. Das alles ist lebensnotwendig, um die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen und den Rohingya durch Beschäftigung eine Perspektive zu ermöglichen. Zugleich schaffen diese Aktivitäten Kontakte mit der ortsansässigen Bevölkerung, die von CARE in all diese Maßnahmen miteinbezogen wird. So profitieren auch die Dörfer in der Umgebung.

Andrea Barschdorf-Hager mit Gruppe Kindern in Flüchtlingscamp Cox's Bazar, Bangladesch Andrea Barschdorf-Hager mit Gruppe Kindern in Flüchtlingscamp Cox's Bazar, Bangladesch

Die Rohingya und die Menschen in Bangladesch benötigen dringen unsere Unterstützung bei der Bewältigung dieser großen humanitären Krise, nicht nur aus weltpolitischen, sondern auch aus zutiefst menschlichen Gründen. 

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